"Psalm der Nacht": Wir laden herzlich am Volkstrauertag, 16. November, zu einem besonderen Konzertgottesdienst mit Texten von Nelly Sachs ein
Das Leben und das Werk der jüdischen Dichterin Nelly Sachs stehen im Mittelpunkt eines Konzertgottesdienstes mit dem Motto „Psalm der Nacht“ in der Martinskirche am Sonntag, 16. November. In ihrer Lyrik erzählt die 1970 verstorbene Literaturnobelpreisträgerin von Nachtgefühlen, von Angst und Schwere. In ihrem Werk findet sich aber auch das hoffnungsvolle Leuchten und das Bild der beiden Schmetterlinge, die "das Gewicht der Welt halten." Was auch immer geschieht in ihrem Leben, Gott bleibt der allein Angeredete. Sabine Kampmann interpretiert mit ihrer warmen, dunklen Stimme die Texte der Lyrikerin und bringt sie uns fühlbar auch durch Musik nahe. Sie verspricht den Gästen einen besonderen Abend: „Getragen von meditativen Klängen will er Ruhe schenken in einer aufgewühlten Welt.“ Der Gottesdienst beginnt am Volkstrauertag um 17 Uhr in der Kirche.
Unter dem Motto "Wecke den Frieden" findet vom 9. - 19. November die ökumenische „FriedensDekade 2025“ statt.
Am 14. November, dem 85. Jahrestag des Bombenangriffs auf die Kathedrale von Coventry, gab im Gemeindesaal der Martinskirche Dr. Wolfgang Thon einen einführenden Impuls zur ökumenischen Bewegung der Nagelkreuzgemeinschaft. Aus den Trümmern der Kathedrale barg man drei große Zimmermannsnägel, die zu einem Kreuz zusammengesetzt wurden. Dieses ist zu einem Symbol für Versöhnung geworden. Mit seinen Gästen sprach Thon das Versöhnungsgebet „Vater vergib“ nach der Nagelkreuz-Tradition aus Coventry, das zu weltweitem Frieden aufruft.
19.11. (Buß- und Bettag): Um 18 Uhr lädt die Friedensinitiative Hersfeld-Rotenburg zur Mahnwache und zum Friedensgebet auf dem Rathausplatz ein. Die wöchentliche Mahnwache für die Toten und Traumatisierten aller gegenwärtigen Kriege findet ohne Unterbrechung seit dem Beginn des Ukrainekrieges an jedem Mittwoch nach dem Abendläuten um 18 Uhr vor dem Lullusbrunnen statt.
Um 19.00 Uhr in der Matthäuskirche gestaltet der ACK Hersfeld einen ökumenischen Gottesdienst. „Frieden wecken heißt, Vertrauen wachsen zu lassen über Grenzen, Generationen und Religionen hinweg“ sagt Pastor Jens Haverland von der ACK Deutschland. „Gerade in Zeiten wachsender Polarisierung sind Begegnung und gemeinsames Handeln Zeichen der Hoffnung, die unserer Gesellschaft guttun.“
(Pfarrer Karl Werner Brauer und Dr. Wolfgang Thon)
Minutenlanges Schweigen am Ende
Maddalena Hirschal spielte im Rahmen der Leseaktion "Bad Hersfeld liest ein Buch" in einer bewegenden Inszenierung Anne Frank in der Martinskirche
„Ich möchte den Himmel sehen“, „einmal wieder laut lachen“, „ausgelassen sein“ und „ich möchte leben.“ All diese Wünsche schrieb das jüdische Mädchen Anne Frank in den Jahren 1943 und 1944 sehnsüchtig in ihr Tagebuch. Die österreichische Schauspielerin Maddalena Hirschal nahm in zwei Vorstellungen am Wochenende in der Martinskirche das Publikum mit einer besonders eindringlichen Performance in die Gedanken- und Gefühlswelt von Anne Frank mit. Regisseur Holk Freytag hatte mit ihr die Solofassung von „Anne Franks Tagebuch“ entwickelt, die bereits vor 12 Jahren im Rahmen der Festspiele in der Martinskirche gezeigt wurde. Holk Freytag beschrieb das Tagebuch zu Beginn als ein Zeugnis einer außerordentlichen schriftlichen Begabung. Intime Gedanken und Selbstreflexionen sowie die Schilderung gesellschaftlicher und politischer Zustände machten es zu einem erschütternden Zeitzeugnis. Seine Fassung handele von Freiheit und Gefangenschaft, über Alter und Jugend sowie über Hass und Liebe. Acht einfache Holzstühle standen in den Aufführungen vor dem Altar. Sie symbolisierten die acht Menschen, unter anderem Anne Frank und ihre Familie, die sich in einem Amsterdamer Hinterhaus zwei Jahre lang dank mutiger Helfer und Helferinnen vor dem Nazi-Regime versteckt halten konnten. Eine Leiter stand noch an der hinteren Kirchenwand, sonst brauchte es keine Requisiten. Das intensive Spiel Hirschals sprach für sich. Die grazile Ausstrahlung der 42-Jährigen ließ das jugendliche Mädchen hervorragend vor den Augen des Publikums lebendig werden. Immer wieder erklang das melancholische Lied „Somewhere over the rainbow“, das Anne Frank sehr gemocht hatte. Die Sehnsucht nach einem besseren Ort, nach Frieden und Freiheit passte perfekt zu Annes innerer Welt. „Ich habe Lust zu schreiben und mir alles von der Seele zu reden“, schrieb sie in ihr Buch, denn sie habe sonst keine Freundin. Sie beschrieb ihr Aussehen, was sie hatte und nicht hatte, sie zählte auf, was Juden auf einmal alles nicht mehr machen durften, und sie schilderte die Situation, wie ihre Familie mit dem Nötigsten und in mehrere Kleidungsschichten gehüllt das Versteck bezog. „Ich sehe uns Acht im Hinterhaus, als wären wir ein Stück blauer Himmel, umringt von schwarzen Regenwolken, die immer näher rücken“, schrieb Anne. Hirschal hatte Tränen in den Augen, wenn sie die wütende oder traurige Anne spielte. Ihre Darbietung berührte das Publikum tief. Am Ende zog sie sich ihren Mantel über und verließ das Kircheninnere. Sie wurden verraten und entdeckt. Holk Freytag verlas die Schicksale der acht Versteckbewohner. Nur Otto Frank, Annes Vater, überlebte. Minutenlanges Schweigen folgte. Applaus war erst einmal nicht möglich, doch er folgte sogleich nach Hirschals Rückkehr vors Publikum. Es war eine verdiente Reaktion für eine starke Leistung. (het)
Am 26. Oktober 2025 wurde unser neuer Kirchenvorstand gewählt:
Wir gratulieren herzlich Jutta Annuseit, Lisa Bernecker, Barbara Fenner-Latzel, Christopher Göbel, Peter Habermehl, Werner Herbert, Silke Jungk, Bettina Kurth und Dorothee Lengemann zur Wahl.